Berlin/Duisburg, 3. Oktober 2024 -
Das Europäische Parlament hat am 3. Oktober in
Brüssel die „EU-Wahlumfrage 2024“ veröffentlicht,
die sich mit dem Verhalten während der Europawahl
und den aktuellen Prioritäten der EU-Bürgerinnen und
Bürger befasst.
Steigende Preise und Lebenshaltungskosten (EU 42 %,
DE 37 %) sowie die wirtschaftliche Lage (EU 41 %, DE
36 %) waren die Themen, welche die europäischen
Bürgerinnen und Bürger bei den Europawahlen im Juni
dieses Jahres zur Wahl bewegten.
Bei der Frage nach den Gründen für die
Wahlentscheidung landete in Deutschland, als
einzigem EU-Staat, das Thema Migration und Asyl an
erster Stelle (EU 28 %, DE 44 %). Auch das Thema
Verteidigung und Sicherheit der EU beschäftigt die
Deutschen stärker als die EU-Bürgerinnen und -Bürger
im Durchschnitt (EU 28 %, DE 35 %).
Ein Drittel der Wählerinnen und Wähler in der EU gab
an, dass es die internationale Lage war, die sie zur
Stimmabgabe veranlasste (EU 34 %, DE 37 %). Die
Verteidigung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit
war vor allem für Menschen in Deutschland ein
weiterer wichtiger Grund für die Stimmabgabe (EU 32
%, DE 41 %).
Diejenigen, die nicht gewählt haben, gaben an, dass
es ebenfalls die Lebenshaltungskosten (EU 46 %, DE
43 %) und die wirtschaftliche Lage (EU 36 %, DE 30
%) gewesen wären, die sie zur Teilnahme an den
Wahlen hätten motivieren können. In Deutschland
wurden von Nichtwählenden als besonders wichtige
Themen auch Migration und Asyl (DE 46 %) und die
internationale Lage (DE 31 %) genannt.
Die Präsidentin des Europäischen Parlaments, Roberta
Metsola, sagte zu den Umfrageergebnissen: „Im
vergangenen Juni haben wir die höchste
Wahlbeteiligung bei Europawahlen seit 30 Jahren
gesehen. Die Menschen, die ihre Stimme abgegeben
haben, haben uns das Mandat erteilt, zu handeln,
Antworten und Lösungen zu liefern und ihr tägliches
Leben positiv zu beeinflussen. Das werden wir tun.
In den kommenden Wochen wird das Europäische
Parlament die neue Europäische Kommission genau
unter die Lupe nehmen, um sicherzustellen, dass sie
sich mit genau den Themen befassen wird, die für die
Menschen Priorität haben: Lebenshaltungskosten, der
Zustand unserer Wirtschaft, Demokratie,
Rechtsstaatlichkeit, Migration und Sicherheit. Das
Europäische Parlament wird sich dafür einsetzen,
dass die Stimme der Menschen in der EU zählt.“
Hohe Unterstützung für die EU und Vertrauen
in die parlamentarische Demokratie
Die Unterstützung für die EU bleibt trotz der
wirtschaftlichen Probleme hoch. Die Ergebnisse der
Umfrage zeigen, dass die Bürgerinnen und Bürger die
Zukunft der EU optimistisch sehen (EU 65 %, DE 64 %)
und dass sie weiterhin ein positives Bild von der EU
haben (EU 48 %, DE 49 %). Nur 16 % der Befragten in
der EU (DE 15 %) geben an, ein negatives Bild zu
haben.
Auch die EU-Mitgliedschaft wird positiv gesehen.
Sieben von zehn Europäerinnen und Europäer (EU 70 %,
DE 69 %) sind der Meinung, dass ihr Land von der
EU-Mitgliedschaft profitiert hat. Diese Zahl ist
EU-weit seit der Europawahl 2019 stabil geblieben,
in Deutschland aber um 4 Prozentpunkte gesunken.
EU-weit gibt es insgesamt vier Hauptgründe, warum
die Mitgliedschaft als vorteilhaft angesehen wird:
verstärkte Zusammenarbeit zwischen den
Mitgliedstaaten (EU 36 %, DE 45 %), Schutz des
Friedens und Stärkung der Sicherheit (EU 32 %, DE 42
%), der Beitrag der EU zum Wirtschaftswachstum (EU
28 %, DE 26 %) und die Schaffung neuer
Arbeitsmöglichkeiten (EU 24 %, DE 14 %). Zu den vier
wichtigsten Gründen in Deutschland zählt auch noch
die verbesserte Zusammenarbeit mit Staaten außerhalb
der EU (EU 20 %, DE 22 %). Das Vertrauen in die
europäische parlamentarische Demokratie ist zu
Beginn der zehnten Legislaturperiode besonders hoch:
42 % der Bürgerinnen und Bürger in der EU und auch
in Deutschland haben ein positives Bild vom
Europäischen Parlament - der höchste jemals
verzeichnete Wert für diesen Indikator.
Bei der Europawahl im vergangenen Juni haben die
Europäerinnen und Europäer ihre Unterstützung für
die europäische Demokratie bekräftigt. Die
Wahlbeteiligung lag bei 50,74 %, dem höchsten Wert
seit 30 Jahren und ähnlich hoch wie im Jahr 2019. In
Deutschland stieg die Wahlbeteiligung um mehr als
drei Prozentpunkte von 61,4 % auf 64,8 %. Nur bei
der ersten Europawahl 1979 wurde ein höherer Wert
erreicht (65,7 %).
Insgesamt stieg die Wahlbeteiligung in 16 von 27
EU-Staaten im Vergleich zur Europawahl 2019. Dass
Wählen wichtig ist, bestätigten 56 % der
EU-Bürgerinnen und -Bürger (DE 66 %), die der
Meinung sind, dass ihre Stimme in der EU zählt - ein
Anstieg um 8 Prozentpunkte (DE 3 Prozentpunkte) im
Vergleich zu Februar/März 2024 (EU 48 %, DE 63 %).
Die Analyse dieser Umfrage nach den Europawahlen
zeigt außerdem, dass die Teilnahme an den
Europawahlen für viele Bürgerinnen und Bürger zur
Gewohnheit wird. Auf die Frage, warum sie gewählt
haben, antworteten 46 % der Wählerinnen und Wähler
in der EU (DE 42 %), dass sie dies immer tun würden.
42 % (DE 34 %) gaben an, dass es ihre Pflicht als
Bürgerin und Bürger sei, und 20 % (DE 18 %) sagen,
dass sie die politische Partei unterstützen wollten,
der sie sich nahe fühlen.
Die Entscheidung, welcher Partei bei den
Europawahlen 2024 die Stimme gegeben wird, beruht
hauptsächlich darauf, wie nahe die Vorschläge der
Parteien den Ideen und Werten der Wählerinnen und
Wähler sind. Vorschläge einer bestimmten Partei zu
europäischen Themen waren der häufigste Grund für
die Wahlentscheidung, wie 47 % der EU-Wählerinnen
und -Wähler angaben (DE 55 %). Das entspricht
EU-weit und in Deutschland einem Zuwachs von vier
Prozentpunkten seit 2019.
Die vollständigen Ergebnisse finden Sie hier.
Die Eurobarometer-Umfrage des Europäischen
Parlaments nach den Wahlen wurde von der
Forschungsagentur Verian (früher Kantar Public)
zwischen dem 13. Juni und dem 8. Juli 2024 in allen
27 EU-Mitgliedstaaten durchgeführt. Die Umfrage
wurde von persönlich durchgeführt, wobei in
Dänemark, Finnland, Malta und der Tschechischen
Republik zusätzlich Videointerviews (CAVI)
eingesetzt wurden. Insgesamt wurden 26.349
Interviews geführt, davon in Deutschland 1511.
Die Ergebnisse wurden entsprechend der
Bevölkerungszahl in den einzelnen Ländern gewichtet.
Zusätzlich zum Gewichtungsverfahren auf der
Grundlage soziodemografischer Variablen (Gewichtung
nach Geschlecht und Alter, Region und Urbanisierung)
wurden die Ergebnisse für alle Fragen im
Zusammenhang mit den Europawahlen in dieser
Nachwahlbefragung entsprechend der tatsächlichen
nationalen Wahlbeteiligung gewichtet.
|